Wie lange dauert die Trächtigkeit bei Stuten und worauf ist in dieser Zeit besonders zu achten?
Simone Lepori: Ein Pferd trägt zwischen 320 bis 360 Tage. In den ersten sieben Monaten hat die Stute noch keine besonderen Ansprüche. Der häufigste Fehler ist hier ein Überfüttern. Aber ab dem siebten Trächtigkeitsmonat steigt der Bedarf an Energie, Eiweiss, Calcium und Phosphor und die Fütterung muss entsprechend angepasst werden.
Weshalb ist eine angepasste Fütterung am Ende der Trächtigkeit wichtig?
Der Bedarf an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen steigt während der letzten Trächtigkeitsphase und Mängel wirken sich negativ auf die Entwicklung des Fohlens, die Milchmenge und Milchqualität aus. Besonders beachten muss man die Spurenelement-Versorgung, denn der Fötus sollte Reserven an Eisen, Zink, Kupfer und Mangan für die ersten Lebensmonate in seiner Leber speichern können. Magnesium- und Selengaben in den letzten zwei Trächtigkeitsmonaten sind empfehlenswert als Prävention gegen frühzeitige Wehen oder Herzschäden beim Fohlen. Wir empfehlen vor und nach der Geburt, neben qualitativ hochwertigem Raufutter, ein speziell konzipiertes Ergänzungsfutter für Zuchtstuten und ein Mineralstoff-/ Vitaminkonzentrat. Das Ergänzungsfutter sollte so gewählt werden, dass es auch während der Laktation gefüttert werden kann, da ein Futterwechsel beim Abfohlen sowohl für den Magen-Darm-Trakt als auch für eine störungsfreie Futteraufnahme problematisch ist.
Was gilt es um die Geburt zu beachten?
Mit einer bedarfsgerechten Fütterung verhindern wir Schwierigkeiten beim Abfohlen. Etwa drei Wochen vor der Geburt sind die Futtermengen (Getreide etc.) langsam zu steigern und sollten nicht um den Geburtstermin abrupt erhöht werden. Der Verdauungstrakt muss sich an die grösseren Mengen gewöhnen, ansonsten besteht das Risiko für Koliken oder gar Rehe. Ein bis zwei Tage vor der Geburt kann die Heuration etwas reduziert werden (ca. 1 kg Heu je 100 kg Körpergewicht), damit der Verdauungstrakt zur Zeit der Geburt nicht zu stark gefüllt ist. Eine Anpassung der Heumenge kommt auch der durch die Hochträchtigkeit leicht verminderten Peristaltik entgegen. Diese kann durch die Zugabe einer leichtverdaulichen Mash-Mahlzeit, während der Zeit kurz vor der Geburt, unterstützt werden.
Was ist nach dem Abfohlen in der Fütterung zu ändern?
Laktierende Stuten und Fohlen stellen hohe Anforderungen an die Fütterung. In den ersten Laktationsmonaten hat die Stute einen sehr hohen Bedarf an Eiweiss, Energie, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, um genügend Milch für das Fohlen bilden zu können. Ein hochwertiges Zuchtstutenfutter sichert in dieser Phase die bedarfsgerechte Versorgung von Stute und Fohlen. Ungefähr drei Monate nach der Geburt nimmt die Milchmenge langsam ab und damit werden auch die Futterrationen wieder kleiner.
Wie füttern wir das Fohlen?
Im ersten Monat ernährt sich das Fohlen ausschliesslich über die Muttermilch und beginnt ab Mitte des zweiten Lebensmonats selbst Futter aufzunehmen. Hier empfehlen wir eine Zufütterung, denn die Muttermilch alleine deckt die Bedürfnisse nicht mehr. Eine bedarfsorientierte Ernährung mit allen Grundnährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist wichtig für eine optimale Entwicklung des Fohlens und kann nicht nachgeholt werden. Stellungsfehler sowie Gelenk-, Knochen- und Sehnenerkrankungen können die Folge von Nährstoffmangel sein und sind durch Haltung und Zufüttern eingrenzbar. Das Fohlen- oder Zuchtfutter soll langsam angefüttert und monatlich gesteigert werden. Zu Beginn sind Mengen von 500g bis 1000g Ergänzungsfutter pro Tag ausreichend (auf 2 bis 3 Mahlzeiten aufteilen). Bei Weidehaltung ist weniger Kraftfutter notwendig, aber der hohe Bedarf des Wachstums erfordert ein passendes Mineralfutter, um ernährungsbedingte Mängel zu verhindern. Gerade für die Entwicklung des Skeletts und für eine optimale Gesamtentwicklung des Fohlens ist eine ausreichende Versorgung mit Calcium, Phosphor, Magnesium, Zink, Mangan, Selen und Kupfer entscheidend.